Ein Strohfeuer und ein spannendes Experi­ment

Veröffentlicht am 15.06.2022 in Bundespolitik

Zwei Maßnahmen der Bundesregierung prägen derzeit das Thema Mobilität: Der sogenannte Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket.

Den Tankrabatt will ich hier schnell abfrüh­stücken: Da wird in unnachahmlicher FDP-Manier Geld in den Schlund der Mineralöl­konzerne geworfen. Drei Milliarden werden es am Ende sein und man wünscht sich Scheuers 700-Millionen-Mautdesaster zurück. Aber selbst, wenn es was geholfen hätte: Es ist und bleibt ein Strohfeuer.

Beim 9-Euro-Ticket sehe ich das anders und ich will ohne Anspruch auf Vollständigkeit ein paar Gedanken dazu einbringen.

Der Preis ist unschlagbar. Das gilt selbst noch für uns mit der ohnehin schon sehr günstigen Regiokarte, die in der einfachsten Variante und im Abo derzeit 60,50 € kostet. Ja, das ist sehr günstig. Die Netzkarte in Stuttgart liegt bei 236 € pro Monat und unter 100 € bleibt man nur in einem kleinen Bereich in der Innenstadt. Es wird spannend sein, ob das zu einer verstärkten Nutzung des ÖPNVs führt. Im Moment ist das wegen der Ferien und Urlaubszeit schwer zu sagen.

Die Reichweite ist unschlagbar. ÖPNV funktioniert nur, wenn er einfach ist. Tarifgrenzen sind da die Hölle. Das 9-Euro-Ticket gilt bundesweit. Ein Traum. Wir müssen wirklich die Kleinstaaterei der Verkehrverbünde zerschlagen. In Baden-Württemberg gilt das sowieso. Ganze 21 Verbünde leisten wir uns. Nur Bayern kennt mehr. Es war deshalb richtig, dass die SPD im Landtagswahlkampf hier eine Verein­fachung gefordert hat. Vielleicht dringt das jetzt besser durch. Letztlich müssen es aber ein bundesweit gültiges Ticket und damit auch einheitliche Tarife sein.

Damit haben wir zwei Zutaten für einen gelingenden und akzeptierten ÖPNV zu­sammen. Beim Preis wäre nach meiner Meinung sogar noch Luft nach oben. Selbst ein mehr als doppelt so teures Monats­ticket für 20 Euro oder so wäre immer noch sehr, sehr günstig.

Es fehlt noch die dritte, vielleicht wichtig­ste, Zutat: Verfügbarkeit. Das lässt sich natürlich nicht mit einem Ticket herbei­zaubern. Das kostet Geld. Aber das ist Geld, das wir haben. Wir haben in unserem Land­kreis den Ausbau der Breisgau-S-Bahn zurückgeschraubt, weil die Kosten auf 2 Mio € pro Kilometer „explodiert“ sind und planen gleichzeitig eine Bundesstraße, bei der der Kilometer nach derzeitigen Schätz­ungen bei 14 Mio € liegt, am Ende vermut­lich bei einem Mehrfachen davon. Diese Vor-Ort-Beobachtung findet sich wieder bei den Gesamtausgaben für die Schienenin­frastruktur: Deutschland liegt da im euro­päischen Vergleich ganz weit hinten.

Über den Ausbau der Buslinien oder innovative Konzepte für dünn besiedelte Regionen will ich hier gar nicht schreiben. Es gilt ähnliches.

Nur, wenn alle drei Voraussetzungen erfüllt werden, werden die Menschen in der Routine – will heißen Berufsverkehr – vom Auto auf den ÖPNV umsteigen. Davon sind wir noch weit entfernt.

Das 9-Euro-Ticket sehe ich trotzdem als gute Idee und Maßnahme. Erstens macht es Spaß, denn man kann mal so ein biss­chen für Umme durch die Gegend tuckeln und zweitens wird es wissenschaft­lich begleitet. Ich bin mir sicher, dass wir da im Laufe des nächstens Jahres das ein oder andere für den Ausbau des ÖPNVs lernen werden.

Oswald Prucker

 
 

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